Position | Land/Region Niederösterreich, Bezirk Waidhofen an der Thaya, Gemeinde Raabs an der Thaya 33 N 537402 / 5410404 UTM/WGS84 | |||||||||
Beschreibung | Objektbeschreibung Der Galgen besteht aus zwei zueinander parallelen, aus Steinen und Mörtel gefertigten, sich nach unten verbreiternden Mauern. Am westlichen Ende der nördlichen Mauer kann man einen Maueransatz in Richtung der südlichen Mauer erkennen. Dies legt die Vermutung nahe, daß die beiden hohen Mauern früher durch niedrige Mauern verbunden waren. Aus den anderen Mauerenden kann man keine Rückschlüsse ziehen, da diese abgebrochen sind. Auf der westlichen Seite der Mauern sind Vertiefungen zu erkennen, in denen Balken des Blutgerüsts verankert waren. Ein Bescheid des Bundesdenkmalamts schützt des Objekt.1 Das Bauwerk scheint nicht sehr bekannt zu sein, selbst im Heimatbuch der Stadt Raabs an der Thaya steht zu lesen: ... am Fuße des Galgenbergs ..., wo sich ehemals das Hochgericht befand.2 Auch bei Eppel und im Dehio wird es übergangen. Historischer Kontext Die Besitznahme von Raabs durch das Geschlecht der Freien von Raabs erfolgte durch königliche Schenkung vermutlich zu Ende des 11. Jahrhunderts. Die Grafen von Raabs wurden von den Babenbergern als Blutsverwandte bezeichnet und sie scheinen vor Entstehung der Grafschaft Litschau die Vogtei und hohe Gerichtsbarkeit bis zur böhmischen Grenze ausgeübt zu haben. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts kaufte Herzog Leopold VI. von den Erben der Grafen von Raabs die Grafschaft. Unter Ottokar II., anscheinend 1260, erfolgte die Abtrennung des Landgerichts in der Grafschaft Litschau von der Grafschaft Raabs. Die Puchheimer, welche Raabs seit 1397 zu Lehen hatten, verkauften 1478 das Landgericht Thuma und leiteten die Zerstückelung des einstmals großen Sprengels ein. Bei der Puchheimschen Güterteilung von 1567 wurden die Landgerichte Dobersberg und Karlstein abgetrennt. Eine weitere Zersplitterung erfuhr das Landgericht um 1590 durch die Ausscheidung des Landgerichts Großsiegharts, 1594 durch die Abtrennung des Gutes Weinern und 1595 von Pfaffenschlag. Seither beschränkte Raabs sein Landgericht nur auf die nach Raabs untertänigen Ortschaften. 1707 wurden Liebenberg und 1711 Radl zurückerworben und der Sprengel wieder etwas vergrößert. Das Landgericht blieb bis ins 19. Jahrhundert landesfürstliches Lehen.3 1818 fand hier in Raabs die letzte Hinrichtung eines Brandstifters, durch dessen Schuld auch ein Mensch ums Leben kam, statt.4 Standort und Lage Der Galgen befindet sich im Osten von Raabs an der Thaya am Galgenberg. Auf der Straße nach Eibenstein zweigt im Wald kurz nach Raabs ein markierter Weg nach Süden zum Galgen ab. Früher war der Galgenberg unbewaldet und der Galgen weithin sichtbar. Vom Söller der Burg Raabs besteht ein direkter Blickkontakt auf die ehemalige Hinrichtungsstätte des Landgerichts Raabs.5 Durch Schwenken eines weißen Tuches am Söller gab der Schloßherr dem Henker das Zeichen zur Vollstreckung und konnte die Hinrichtung "von Zuhause" aus bequem mitverfolgen, ohne sich unter das "gemeine Volk" begeben zu müssen. __________________ 1 [BDAN; S. 231] 2 [Barta65; S. 88] 3 [LGKE2-1; S. 35ff] 4 [Barta65; S. 106] 5 [LGK; Blatt 2] Literatur: [Barta65; S. 88, 106] Siehe auch: Arme-Sünder-Marter Raabs an der Thaya | |||||||||
Bilder/Plan |
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